Nach den vielen niederschlagsfreien Wochen dieses Sommers ist der Regen zurück. Und mit ihm die Pfützen im Wald, wo sich einiges entdecken lässt, sofern man sich Zeit nimmt zu beobachten. Kurioserweise offenbart sich vieles erst durch das Display der Kamera mit Tele und Polfilter. Was ist nun “wirklicher”? Oder nicht doch alles, was wir mit unseren Augen wahrnehmen, bloß konstruierte Realität?
Unsere eigene Zeit, die Veränderung, die wir selbst hier, mitten in der Welt stehend überblicken können, ist, abgesehen von den Bewegungen des Körpers, fast immer mit Wasser und Wind verbunden. Die Tropfen, die sich von der Dachrinne lösen, das Blatt, das in die Luft gewirbelt wird, die Wolken, die über den Bergkamm gleiten, das Wasser im Bach, das zum Fluss hinabfließt, der Fluss, der ins Meer mündet, die Wellen, die dort in einem immerwährend veränderlichen Reich einmaliger Formen entstehen und vergehen. Das können wir sehen, denn die Zeit der Bewegungen verläuft synchron zur Zeit unseres eigenen Seins.
Aus: Das Amerika der Seele: Essays 1996-2013 von Karl Ove Knausgård