Wir alle kennen diese Sehnsucht, wir wollen das Echte, wir wollen das Authentische, wir wollen die Welt zurück. Das aber geht nicht, denn wir wissen, dass das Ursprüngliche auch nur eine Vorstellung ist, nicht wirklicher als ein Traum von dem unendlichen Punkt, dem Beweger des Unbeweglichen. Sloterdijk: »Solange die Banalität die Intelligenz versiegelt, interessieren sich Menschen nicht für ihren Ort, der gegeben scheint; sie fixieren ihr Vorstellen an die Irrlichter, die ihnen als Namen, Identitäten und Geschäfte vorschweben.« Menschen, schreibt der Philosoph einigermaßen arrogant.
Aber wer sind die Menschen? Das sind du und ich. Was also können wir tun? Ich kann nicht für dich sprechen, nur für mich, und das Wenige, was ich tun kann, ist, mich durch Schreiben zu relokalisieren, aber auch innezuhalten und nicht wegzuschauen, sondern zum Licht des Universums aufzublicken, in das schwache Brausen der Wellen, und am Schluss das knirschende Geräusch von Schritten im Schnee wie einen kleinen Schock der Stille, ein Beben zu spüren. Dieses Beben ist die Antwort der Seele auf eine Frage, die sie sonst nie berührt. Wo bin ich jetzt? Hier bin ich.
Das Amerika der Seele: Essays 1996-2013 von Karl Ove Knausgård