Die Schachteln, Dosen, Alben, gefüllt mit Vergangenheit in Papierform. Fotos aus 1930 bis 1950. Nicht alle Menschen auf diesen Fotos kann der Betrachter benennen, kaum jemand der Dargestellten wird noch leben. Und natürlich wurden diese Fragen nicht gestellt, als jene, die sie hätten beantworten können, noch am Leben waren. Aus Desinteresse an Verwandschaft, an Herkommen, Familienforschung und Stammbaum. 1968: Wenn einem die Zukunft gehört, wozu sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen?
Als ich mich mit der Auswahl beschäftigte, hatte ich heutige Menschengesichter auf bildlichen Darstellungen in den Medien im Kopf. Aufwachsen, erwachsen werden war in der gezeigten Zeit eine schwierige Sache, bedroht von Arbeitslosigkeit, Not, Ständestaat, der Nazi-Diktatur und dem Zweiten Weltkrieg, eingebettet in patriarchal geprägte Geschlechterrollen. Fotos mit Nazi-Devotionalen waren nicht in den Schachteln, auch die Kleidung ist “zivil” – passt gut zur sozialistischen Bergarbeiter-Familie. Der Krieg hat die meisten verschont; im Braunkohlen-Bergbau im Raum Köflach war man unabkömmlich.
Erstaunlich, dass es so viele Bilder gibt, einige davon “professionelle Fotos”, auch in den Kriegsjahren. Kaum eines zeigt Alltägliches, nahezu alle sind inszeniert, anlassbezogen, wobei der Anlass aber oft im Dunkeln bleibt.